Fische und Wassermann
Altes Programm:
Ich bin verantwortlich für das, was ich mir vertraut gemacht habe. Ich muss mich um die mir (an)vertrauten Menschen kümmern und darf sie nicht alleine lassen oder enttäuschen. Vertrauen ist ein Commitment, ein Versprechen. Vertrauen schafft Verbindung, gibt Halt und Sicherheit. Meine Hand trägt und hält dich, wenn du mich brauchst, bin ich da.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann. Was ist, wenn du mein Vertrauen brichst? Ich öffne mich und mache mich verletzlich. Und du verletzt mich. Ich möchte dir vertrauen, aber ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder kann.
Wassergeist:
Bitte vertrau mir nicht.
Ich brauche es nicht, dass mir vertraut wird.
Was ich will, ist, dass die Menschen wenn überhaupt sich wieder selbst vertrauen, dass sie DEM Vertrauen schenken, was ihr Herz in Wahrheit will. In der alten Programmierung ist Vertrauen konnotiert mit Sicherheitsdenken, aber diese Sicherheit ist eine Illusion. Vertrauen aufbauen, was soll das heißen? Dass ich erst etwas tun muss, damit mit mir etwas getan werden kann, ich gemocht werde, ich ein Teil von etwas sein kann, Verbindung spüre, Halt finde? Mein Herz bedient das nicht.
Mein Herz schlägt, brennt, fließt, fliegt, hält und lässt los, handelt, wenn es will, und brüllt die Wahrheit hinaus ins All, erzählt Geschichten, erschafft Großartiges, aber es hat dafür keine Sicherheit. Es braucht dafür keine Sicherheit.
Jetzt bin ich hier und jetzt vertraue ich darauf, dass es so sein soll oder ist, das ist All-es. Und im nächsten Augenblick hinterfrage ich dieses All für das Große Ganze und das Unbekannte.
Mein pures Sein ist mein Vertrauen.
Bitte vertrau mir nicht, sondern trau dich! Trau es dir zu, dich zu leben – so frei es nur geht. Trau dich, mir nicht zu trauen. Es ist absolut mein Herz, das dich ent-täuscht, mein Herz, das dir so lange die Täuschung nimmt, bis du dich als Wahrheit sehen kannst. Denn wenn du bei mir bist, dann spiegele ich dich in größtmöglicher Aller Klarheit, ich wäre sonst überflüssig, denn das Herz ist sich selbst genug, ganz ohne Vertrauen.
Bitte vertrau mir nicht. Sei im Fluss. Sei der Fluss.
Sei frei und lass los, damit ich dich für immer halten kann, bis zum äußersten Meer.
Altes Programm:
Ich habe große Angst vor deiner Kraft, vor deiner Wortgewandtheit, vor deinem Wissen, das scheinbar unendlich ist und zu Allem etwas zu sagen hat. Direkt und klar und manchmal mit einer solchen Wucht, die mich lähmt und blockiert. Ich habe das Gefühl, nichts richtig machen zu können, da du es sowieso besser weißt und kannst. Und dann mache ich lieber nichts und warte ab, halte mich zurück und bedeckt, um ja nicht angegriffen zu werden.
Wassergeist:
Es ist okay, wenn du Angst vor mir hast.
In Wahrheit bist es gar nicht du, der Angst vor mir hat.
Deine alten Programme haben Angst vor mir und das zurecht, denn ich will ihnen an den Kragen, will sie umbauen, erweitern, ergänzen, erneuern. Ich will sogar so viele wie möglich löschen, und das mögen sie nicht. Sie wollen dich steuern, denn dazu sind sie da, dich zu automatisieren in deinem Denken, Fühlen und Handeln. Sie wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Und daran erkennst du, dass sie dir nicht dienen und nicht wahr sind, denn es gibt keine Stagnation im Leben, keine Unbeweglichkeit, keine Konstante. Du bist nicht der Name auf einem Stück Papier, und es gibt keine einzige Norm. Du bist X, absolut in seiner Variabilität, sich selbst Tag für Tag jede Sekunde selbst neu erfindend, sich transformierend, sich verändernd.
Alles andere ist Programmierung, und es ist okay, wenn du große Angst hast. Angst davor, dich selbst sterben zu lassen, um dich dann einfach neu und selbst-ständig umzuprogrammieren. Es ist okay, wenn du mich fürchtest, denn das zeigt mir, dass ich dem, was dich gefangen hält, gefährlich werden kann, es an-greifen kann. Ich greife es und ziehe daran mit der Kraft Aller, damit du in Lösung gehen kannst. Dass du los kommst, los kannst, los fließen kannst egal wohin – überall hin, grenzenlos. Los.
Altes Programm:
Doch wie soll das gehen, mich selbst sterben zu lassen? Und mit „einfach“ hat das ja wohl so überhaupt gar nichts zu tun. Wo und Wie fange ich an? Und wenn ich es nicht schaffe, bin ich dann nicht genug? Wo gehöre ich dann hin? Liebst du mich dann weniger?
Wassergeist:
„Einfach“ ist ewiglich mannigfach. In Wahrheit stirbst du in jeder Sekunde, in jedem Moment. Während wir sprechen, bist du zigfach gestorben, und es war einfach, es ist einfach passiert. Du hast deshalb auch schon immer damit angefangen, wo auch immer du warst. Schwer fühlt sich nur das an, was du deinem natürlichen Fluss, Fließen, Verändern und Sein entgegensetzt.
Was heißt dann genug sein, wenn du doch Alles bist? Was gibt es zu schaffen, wenn du gleichzeitig Nichts bist? Niemandem kannst du gehören, nichts kann dir gehören, und doch hören dich alle, und alles hört dich, weil du gehst, unaufhörlich und endlos, ständig im Wind wehend, ständig im Wasser fließend, eine Freiheitsflagge hiss-end und her-end, die sich unablässig verändert. Und in dieser Veränderung können wir nie etwas anderes sein als absolute Liebe, denn ich bin du, und du bist ich, wie ein Kreislauf von zwei Teilen.